Warum du nicht ins Umsetzen kommst
Erkenntnisse aus einem Seminar: Warum es schwerfällt, ins Tun zu kommen
Vor Kurzem habe ich an einem Seminar zum Thema Marketing und Sichtbarkeit für Unternehmer:innen teilgenommen. Obwohl ich diese Themen bereits gut kenne, wurde mir einmal mehr bewusst: Es gibt immer neue Impulse, die uns weiterbringen können. Was dieses Seminar besonders machte, war die Herangehensweise. Anstatt wie gewohnt mitzuschreiben und die Umsetzung auf später zu verschieben, hatten wir die Möglichkeit, direkt während des Seminars aktiv zu werden – und das war eine großartige Erfahrung.
Normalerweise bin ich jemand, der viele Notizen macht und dann nach dem Seminar feststellt, dass das Umsetzen im Alltag oft untergeht. In diesem Seminar jedoch setzten wir das Gehörte sofort um – und ich merkte, wie viel produktiver und effektiver dieser Ansatz für mich war.
Doch während ich direkt loslegte, bemerkte ich, dass einige Teilnehmer:innen Schwierigkeiten hatten, ins Handeln zu kommen. Sie zögerten, stellten Fragen oder verschoben die Umsetzung auf später. Das hat mich zum Nachdenken gebracht: Was hindert uns eigentlich daran, sofort ins Tun zu kommen, wenn der nächste Schritt doch klar ist?
Hier sind vier Gründe, die mir aufgefallen sind – und wie du sie überwinden kannst.
1. Du hast Angst, etwas falsch zu machen
Während des Seminars war eine der Aufgaben, die wir bekamen, relativ einfach: Wir sollten eine kleine Aktion sofort umsetzen, basierend auf dem, was wir gerade gelernt hatten. Für mich war das eine tolle Gelegenheit, direkt ins Handeln zu kommen. Doch was mich überrascht hat, war, wie viele Teilnehmer:innen zögerten. Sie stellten Fragen wie „Soll ich das wirklich so machen?“ oder „Was, wenn das falsch ist?“ Es schien, als wollten sie zuerst eine Bestätigung vom Vortragenden erhalten, bevor sie den nächsten Schritt wagten.
Solche Momente verwundern mich immer. Ich beobachte es so oft, dass Unternehmer:innen hätte gerne jemanden, der ihnen sagt, was sie tun sollen. Es ist zwar verständlich, aber das Unternehmertum funktioniert so nicht. Da gibt es niemanden, der dir sagt, was richtig oder falsch ist. Du bist die Person, die entscheidet.
Warum es so wichtig ist, dass du Verantwortung übernimmst
Du hast dich bewusst für diese Freiheit entschieden, deine eigenen Wege zu gehen und selbst zu bestimmen, wie du deine Ziele erreichst. Verantwortung zu übernehmen heißt, nicht auf Bestätigung von außen zu warten, sondern selbst zu handeln und die Konsequenzen anzunehmen. Jeder Schritt, den du gehst, bringt dich weiter – egal, ob das Ergebnis perfekt ist oder nicht.
Unsicherheiten und Fragen halten dich nur auf. Denn erst durch das Handeln sammelst du Erfahrungen, die dir zeigen, was für dich funktioniert und was nicht. Und ja – manchmal entscheiden wir richtig und manchmal falsch – das gehört zum Prozess dazu – vor allem zum Lern-Prozess.
Was du tun kannst:
Wenn du das nächste Mal ins Zögern kommst, halte kurz inne und frage dich: „Wovor habe ich gerade Angst?“ Oft ist es die Furcht vor Fehlern oder davor, dass etwas nicht perfekt wird. Aber überlege, was tatsächlich passieren kann. Meistens ist das Risiko gar nicht so groß, wie es im Kopf erscheint.
Mache dir bewusst, dass jede Entscheidung dich weiterbringt – auch wenn sie nicht ideal ist. Anstatt nach der perfekten Lösung zu suchen, entscheide dich bewusst für eine Richtung und gehe den ersten Schritt. Denn nur durch Handeln bekommst du Klarheit. Es ist besser, ins Tun zu kommen und daraus zu lernen, als in der Unsicherheit zu verharren. Jeder Schritt nach vorn ist ein Schritt hin zu mehr Vertrauen in dich selbst.
2. Du fühlst dich unvorbereitet
Während des Seminars gab es eine Aufgabe, die mich selbst ins Schleudern brachte. Wir sollten spontan eine Minute lang über ein Thema sprechen, ohne Vorbereitung. Normalerweise verlasse ich mich auf meine Intuition und lasse die Worte im richtigen Moment fließen. Doch diesmal kam Unsicherheit auf. „Was, wenn mir nichts einfällt?“ Tja – und dieser kurze Gedanke ließ mich zögern – und ich entschied mich, nicht mitzumachen.
In diesem Moment wurde mir bewusst, wie sehr die Angst vor dem Unbekannten uns oft blockiert. Dabei liegt gerade im Nicht-Wissen ein ungeahntes Potenzial – denn genau dort, wo wir nicht schon alles fest durchdacht haben, entsteht der Raum für echte Kreativität, tieferes Verständnis und unendlichen Möglichkeiten.
Warum Nicht-Wissen wertvoll ist
Wir haben oft das Gefühl, alles genau planen und vorbereiten zu müssen, bevor wir handeln können. Doch genau dieser Drang, alles kontrollieren zu wollen, kann uns den Zugang zu neuen, frischen Ideen versperren. Das Nicht-Wissen ist kein Zeichen von Schwäche oder Unzulänglichkeit – im Gegenteil. Es ist ein wertvoller Raum, in dem sich Dinge entfalten können, die wir vorher nicht gesehen haben.
Gerade wenn du dich in einer Situation des Nicht-Wissens befindest, öffnest du dich für unkonventionelle Lösungen. Dein Geist ist aufnahmefähiger für neue Wege und tiefere Einsichten, weil er nicht in festen Bahnen denkt. Es ist in diesem Zustand der Offenheit, dass wirklich kreative und manchmal auch bahnbrechende Ideen geboren werden.
Was du tun kannst:
Anstatt das Nicht-Wissen als Hindernis zu sehen, erkenne es als Möglichkeit, dich für neue Ideen zu öffnen. Wenn du das nächste Mal das Gefühl hast, unvorbereitet zu sein, lass dich darauf ein. Stelle dir die Frage: „Was könnte jetzt entstehen, wenn ich nicht versuche, alles zu kontrollieren?“ Vertraue darauf, dass im Raum der Unsicherheit genau die Klarheit und Kreativität entstehen, die du in diesem Moment brauchst.
„Ohne Freude am Tun wird das
Unternehmer-Dasein zur Last.“
3. Du „unternimmst“ zu wenig
Während des Seminars habe ich beobachtet, wie viele Teilnehmer:innen zögerten, ins Handeln zu kommen. Sie hatten die Möglichkeit, Dinge sofort umzusetzen, doch irgendwie schien es, als würden sie lieber abwarten, anstatt aktiv zu werden. Mir fiel dabei auf, dass dieses Verhalten oft mit der Art und Weise zusammenhängt, wie wir das „Unternehmen“ betrachten. Wir verlieren manchmal die Freude am Tun und konzentrieren uns zu sehr auf das Ergebnis.
Mir wurde klar: Wenn wir den Spaß am „Unternehmen“ verlieren, verlieren wir auch die Leichtigkeit. Und genau das bringt viele von uns ins Stocken. Wir sehen es oft als Pflicht, als etwas, das perfekt sein muss. Dabei ist der Ursprung des Wortes „Unternehmer“ genau das Gegenteil – es geht ums Tun, ums Ausprobieren.
Warum Freude beim Handeln entscheidend ist
Das Wort „unternehmen“ steckt nicht nur im Begriff „Unternehmer“, es trägt auch eine wichtige Botschaft. Im Duden steht unter „etwas unternehmen“: Es erfordert Handlungen und Aktivitäten – und es sollte Freude machen.
Diese Freude ist essenziell, denn sie bringt Leichtigkeit und Neugier mit sich. Ohne Freude wird das Tun schnell zur Pflicht, alles wird ernst und schwer.
Wenn du die Freude am Handeln verlierst, wird das „Unternehmen“ selbst zur Last. Doch sobald du die Leichtigkeit wiederfindest und Spaß am Tun entwickelst, entsteht etwas Neues. Du wirst kreativ, innovativ, und das spiegelt sich auch in deinem Business wider. Es sind genau diese Momente, die dich und deine Kund:innen begeistern.
Was du tun kannst:
Frage dich, wann du das letzte Mal wirklich Freude an deinem Tun hattest. Wenn du merkst, dass diese Leichtigkeit verloren gegangen ist, halte inne. Überlege, wie du wieder mehr Freude und Leichtigkeit in deine täglichen Aktivitäten bringen kannst. Vielleicht probierst du neue Herangehensweisen aus oder veränderst kleine Dinge, die deinen Alltag verspielter machen. Denn je mehr Freude du im Tun spürst, desto mehr Energie hast du, um Herausforderungen zu meistern und wirklich voranzukommen.
4. Du willst alles perfekt haben
Früher war ich eine Perfektionistin par excellence. Ich dachte über jedes Detail nach, analysierte, grübelte und plante, um sicherzustellen, dass alles perfekt ist und keine Fehler passieren. Das Ziel war klar: keine Schwächen zeigen, alles richtig machen. Doch das führte selten zu dem gewünschten Erfolg – eher zu Stress und einem Gefühl, nie wirklich anzukommen.
Heute sehe ich das anders. Mein Motto lautet: Besser schlecht als perfekt. Ich weiß, das klingt für einige erst einmal merkwürdig. „Soll ich jetzt schlechte Arbeit abliefern?“, höre ich viele denken. Nein, darum geht es nicht. Es geht darum, den Druck loszulassen, der durch den Perfektionismus entsteht.
Warum Perfektionismus dir im Weg steht
„Perfekt“ ist eine Vorstellung in deinem Kopf – eine, die oft von der Angst getrieben ist, Fehler zu machen oder nicht gut genug zu sein. Es geht also weniger darum, etwas tatsächlich perfekt zu machen, sondern vielmehr darum, den Stress und Druck zu vermeiden, die mit dem Streben nach Perfektion einhergehen.
Wenn du versuchst, alles perfekt zu machen, setzt du deinen Verstand in einen Zustand der ständigen Fehlersuche. Und dein Verstand wird immer etwas finden, das verbessert werden könnte. Das hält dich nicht nur vom Handeln ab, sondern nimmt dir auch die Freude am Tun. Der Weg zum Ziel wird schwer und anstrengend, weil du ständig nach Fehlern Ausschau hältst.
Wenn du dich jedoch von der Vorstellung löst, alles perfekt machen zu müssen, entspannt sich dein Verstand. Er hört auf, Fehler zu suchen, und gibt dir den Raum, dich auf die Aufgabe zu konzentrieren. In dieser entspannten Haltung können Neugier und Inspiration wieder fließen. Dein natürlicher Schaffensprozess wird leichter, kreativer und macht wieder Freude. Es ist genau dieser Zustand, in dem oft frische, brillante Ideen entstehen – das, was wir als Flow erleben.
Was du tun kannst:
Nimm dir vor, Perfektionismus loszulassen. Es geht nicht darum, schlechte Arbeit abzuliefern, sondern um den Mut, Dinge einfach zu tun, ohne alles bis ins kleinste Detail durchzuplanen. Frage dich: „Was passiert, wenn ich einfach starte und es nicht perfekt mache?“ Erlaube dir, Fehler zu machen und sie als Teil des Prozesses zu sehen. Denn nur, wenn du den Druck von dir nimmst, kann deine Kreativität wirklich aufblühen. So kommst du viel leichter ins Handeln – und oft wird das Ergebnis besser, als du es dir in einem Zustand des Perfektionismus erträumen könntest.
„Im Zustand des Nicht-Wissens entstehen
die besten Ideen und kreativsten Lösungen.“
Vertrauen statt Zweifel – der Schlüssel zum Handeln
Viele Unternehmer:innen glauben, sie kämen nicht ins Tun, weil ihnen Wissen oder Praxis fehlen. Sie investieren viel Zeit und Geld in weitere Ausbildungen oder denken, sie bräuchten noch mehr Vorbereitung. Doch der wahre Grund liegt meist woanders.
Wenn du die vier genannten Punkte genauer betrachtest, wirst du feststellen: Die Ursache für das Zögern ist fast immer dieselbe – Angst und Zweifel.
Die Angst, Fehler zu machen oder Kritik zu bekommen, kann uns manchmal zurückhalten. Doch hier liegt eine große Chance: Dein Denken kann sich verändern, sobald du erkennst, dass diese Ängste oft nur Gedanken sind, die selten etwas mit der Realität zu tun haben.
Indem du Zweifel weniger ernst nimmst, verschwindet auch der Druck. Plötzlich lenkst du deine Aufmerksamkeit ganz natürlich auf das, was du wirklich tun möchtest – und das Handeln wird leichter.
Und falls Zweifel oder Ängste doch mal wieder auftauchen, lass sie einfach da sein. Sie sind wie Wolken, die am Himmel erscheinen und wieder weiterziehen. Sie können dich nicht davon abhalten, das zu erreichen, was du wirklich willst. Mit Vertrauen in deine Fähigkeiten kannst du jeden Schritt gehen und deine Pläne umsetzen. Denn du hast alles, was du brauchst, um voranzukommen.
Liebe Silvia,
eigentlich bin ich schon lange Jahre eine treue Weggefährtin deiner Beiträge und doch hatte ich dich zwischenzeitlich aus den Augen verloren. Das war weniger fehlendes Interesse als eine Unmenge an Arbeit geschuldet. Aktuell bin ich auf Neufindungskurs (so fühlt es sich wenigstens an;)) und schwups huschten meine Augen nicht über deinen Sonntagspost hinweg. Deine Beiträge fassen in Worte, was mein Herz mir sagt und obwohl ich mit meinem Business sehr erfolgreich bin, halten mich Ängste und Zweifel immer schön klein. Ich erkenne das sehr wohl, bin aber leider noch nicht dauerhaft in der Lage sie nach Hause zu schicken. Aber, und darum schreibe ich dir diesen Kommentar, bieten deine Gedanken einen wohl temperierten Zwischenstop für mein inneres Gleichgewicht. Dafür wollte ich dir einfach mal Danke sagen:) Liebe Grüße, Anja
Liebe Anja,
danke vielmals für deine liebe Nachricht.
Ich finde es großartig, dass du deine Ängste und Zweifel schon mal erkennst. Das ist schon ein erster, essenzieller, Schritt.
Bleib dran, schau immer wieder hin und mach dein Ding, trotz Ängste und Zweifel. Sie können dich nicht aufhalten, wenn du ihnen keine Aufmerksamkeit schenkst.
Viel Freude bei deinem Neufindungskurs!
Alles Liebe
Silvia