„Vertrau bloß nicht deiner Intuition! Ich brauche Zahlen, Daten und Fakten.“ sagte mein Chef zu mir. Ich war 30 Jahre und leitete ein großes Projekt.
Ich nickte brav und machte mich auf die Suche nach einer Bestätigung meines vagen Gefühls. Und tatsächlich – ein Lieferant hatte falsche Abrechnungen geschickt.
Nur leider habe ich die Entdeckung des Fehlers damals nicht dem geheimen Wissen und meiner Intuition zugeschrieben, sondern den elend langen Excel-Sheets, die ich stundenlang durchforstete.
Ich hatte schon früh gelernt, dass „Intuition Wohooo ist“ und der Satz meines Chefs bestätigte nur dieses Vorurteil.
Mit der Zeit entwickelte ich mich mehr und mehr zu einer analytischen Denkerin (oder versuchte es zu tun) und ignorierte dieses vage Gefühl in mir, bis es ganz in mir verstummte.
Was mich in viele unschöne Situationen führte und mein Vertrauen in mich verschwand sukzessive. Denn je mehr ich meinem intuitiven Wissen misstraute, umso unsicherer wurde ich, ob ich denn das Richtige mache. Ich hatte mein inneres GPS verloren und setzte hauptsächlich auf Zurufe von außen.
Und versteh mich nicht falsch, die Fähigkeit dieses vage Gefühl mit objektiven Fakten, stichhaltigen Argumenten und Beobachtungen zu untermauern, ist eine wichtige Fertigkeit.
Jedoch macht es einen Unterschied, ob wir unser inneres Wissen damit stärken und stützen oder ob wir beweisen wollen, „dass wir analytisch denken können.“
Analytische und intuitive Denker:innen
Es gibt die analytischen Denker:innen und die intuitiven.
Analytische Menschen gehen strukturiert vor. Nach A kommt B und dann C. Sie sind meist geradlinig und gehen in die Tiefe, lassen sich von dem, was rundherum passiert, nicht leicht ablenken. Analytisches Denken ist eher ein „wörtliches“ Denken und kann daher detailliert beschrieben werden.
Intuitive Denker:innen scheinen da etwas chaotischer zu sein. Sie erfassen das große Ganze, springen mit ihren Gedanken hin und her und nehmen wahr, was sich rundherum noch alles abspielt. Sie springen von A zu C und dann vielleicht auch noch zu B. Sie sind eher Allrounderinnen und ihre Interessen, Erfahrungen und auch Wissen sind breit gefächert (daher tun sich viele intuitive Unternehmer:innen schwer, sich spitz zu positionieren). Intuitives Denken ist eher bildlich und symbolisch und nicht so leicht in Worte zu fassen.
In unserer Gesellschaft wird vor allem das analytische Denken gefordert und gefördert. Bereits kleine Kinder, die die Antwort intuitiv „wissen“, aber nicht den genauen Pfad dorthin erklären können, wird beigebracht, dass sie auch den Lösungsweg kommunizieren müssen.
Einfach die Antwort zu wissen, wird als schummeln angesehen und den Kindern wird beigebracht, dass dieses Aufblitzen von Wissen falsch ist.
Daher haben viele diese Kinder gelernt, Zahlen und ihren analytischen Kopf zu lieben. Ich zum Beispiel wurde Bilanzbuchhalterin und war immer sehr stolz auf meine analytischen Fähigkeiten. Das gab mir Sicherheit, dass ich „das Richtige“ tue und es wurde im Außen auch anerkannt und gelobt.
Allerdings passierte das, was sehr vielen intuitiven Denker:innen passiert: Sie verlieren ihr Selbstvertrauen. Denn ihr wichtigstes Instrument und ihre größte Stärke wird in ein Eck gedrängt und noch schlimmer, oft genug dagegen gearbeitet.
Sie entwickeln oft eine sehr kritische Stimme in sich, um sie vor der Peinlichkeit zu bewahren, dieses abstrakte Wissen Personen (Eltern, Lehrer:innen, Vorgesetzte, Freunde etc.) zu erklären, die nicht so intuitiv sind.
Diese kritische, innere Stimme sagt ihnen dann, dass sie nicht gut genug sind und etwas falsch machen, wenn sie auf ihre Intuition hören. Dass sie strukturierter, analytischer, fokussierter werden müssen, damit sie erfolgreich sein können.
Dadurch lernen sie Bewältigungsstrategien, die ihnen ihre Flügel noch mehr stutzen. Sie setzen auf Struktur und Disziplin, auf Pläne und To-do-Listen. Nicht, weil sie es so wollen, sondern weil sie glauben, dass es das ist, was ihnen fehlt.
Deine größte Stärke
Es hat mich viele Jahre (und einige Burnouts) gekostet, bis ich erkannte, dass ich mein größtes Talent und meinen besten Weg zum Erfolg sabotiere.
Die Intuition ist mehr als nur ein Bauchgefühl (hier kannst du im Detail über die 4 Ebenen der Intuition nachlesen). Sie ist ein inneres Wissen, deine innere Weisheit, die eine wahre Superpower sein kann, wenn du ihr vertraust.
Es geht nicht darum, dass du in deinem Business ab nun keine Strategie, Pläne oder Strukturen mehr entwerfen und verwenden sollst.
Sondern es geht darum, dass du deine Intuition als integralen und vorrangigen Bestandteil in dein Business aufnimmst.
Du weißt sicher, dass du ein eher intuitiver Mensch bist, aber vermutlich gibt es immer noch die kritische Stimme in dir, die dir vormachen will, dass wenn du nur „strukturierter, ordentlicher und konkreter“ wärst, du mehr Erfolg hättest.
Aber du wirst keine bessere Unternehmer:in, wenn du mehr Strategien und Pläne erstellst, dich zwingst linear zu denken oder ganz viele Zahlen, Daten und Fakten sammelst, wenn du eigentlich eine intuitive Denkerin und Beobachterin bist
Du wirst nicht besser, wenn du den wichtigsten Teil in dir ignorierst und Dinge tust, die andere dir sagen, wie du sie tun sollst.
Du hast mit deiner Intuition ein Wissen in dir, das dir in jedem einzelnen Moment sagt, was dein nächster Schritt ist. Es ist tatsächlich dein größter Schatz, denn wer sollte besser wissen, was für dich richtig und wichtig ist, als du selbst?
In einem Bruchteil von Sekunden zu erkennen, ob du dich von deinem Weg wegbewegst und mögliche Fehler (die du auch weiterhin tun wirst) nicht als Scheitern, sondern als einen wichtigen Pfad zum Erfolg anzusehen, sind vermutlich die wertvollsten Fähigkeiten, die du als intuitive Unternehmerin entwickeln kannst.
Daher lass dir nie wieder einreden, dass du nicht auf deine Intuition hören sollst. Sie ist deine größte Stärke, auf die du definitiv nicht verzichten möchtest.
Hinterlasse mir einen Kommentar und berichte von deinen Erfahrungen und auch Herausforderung als intuitiver Mensch in einer analytischen Business-Welt.