Unterschied Veränderung und Transformation

Diese Woche habe ich auf Social Media einen Post gelesen: „Was verstehst du unter Transformation?“ Darauf kamen ganz viele unterschiedliche Beschreibungen und Meinungen.

Transformation wird sehr oft mit Veränderung verwechselt. Einfach nur ein anderer Name für ein und dasselbe.

Aus meiner Sicht jedoch sind das zwei komplett unterschiedliche Dinge.

In diesem Artikel zeige ich dir den Unterschied zwischen Transformation und Veränderung und warum ich glaube, dass du immer nach einer Transformation streben solltest, anstatt dich mit einer Veränderung zufriedenzugeben.

Außerdem schauen wir uns an, welche Unterschiede diese beiden Ansätze in einem Coaching-Prozess haben und was du selbst tun kannst, um eine tiefgreifende Transformation anzustoßen.

Tiefgreifend wandeln, nicht nur oberflächlich anpassen.

Transformation bedeutet: Umwandeln, Umgestalten (in einen anderen Zustand), Umstrukturierung eines bestehenden Systems bzw. ist es das Ergebnis einer Umwandlung oder Umgestaltung, das „Transformiert werden“.

Transformation ist ein Begriff, der oft in der Geologie verwendet wird (Vorgang der Umformung von Boden) oder in der Mathematik. Aber auch in der Politik oder Medizin findet diese Bezeichnung Anwendung.

Relativ neu ist dieser Begriff, wenn es um Unternehmens- oder Persönlichkeits-Entwicklung geht. Früher wurde meist auf Verhaltens-Veränderung abgezielt, heute wird oft von Transformation gesprochen.

Nur, was genau ist der Unterschied zwischen Transformation und Veränderung?

Veränderung

Veränderung bezieht sich in der Regel auf Anpassungen oder Modifikationen des Bestehenden. Du kennst das sicherlich aus deinem Unternehmen, wenn du Prozesse optimierst oder neue Produkte entwickelst.

Hauptziel einer Veränderung ist es, den bestehenden Zustand zu verbessern oder anzupassen, ohne das grundlegende Wesen oder die Natur einer Sache zu verändern.

Ein Beispiel: Du organisierst einen Workshop und bekommst Feedback von den Teilnehmer:innen, dass die Arbeitsmaterialien besser strukturiert sein sollten. Also führst du schrittweise Anpassungen an den Materialien durch, um die Effektivität des Workshops zu steigern, ohne dabei den grundlegenden Inhalt zu verändern.

Transformation

Transformation hingegen geht weit darüber hinaus. Sie geht in die Tiefe und packt das Problem an der Wurzel an. Sie beinhaltet eine tiefgreifende und umfassende Umgestaltung des Bestehenden.

Das grundsätzliche Ziel einer Transformation ist es, eine tiefgreifende und nachhaltige Veränderung zu erreichen, die zu einer deutlichen Verbesserung gegenüber dem bestehenden Zustand führt.

Ein Beispiel: Du erhältst das Feedback über die Arbeitsmaterialien, aber anstatt diese einfach neu zu gestalten, erkennst du, dass die grundlegende Struktur des Workshops verändert gehört. Du konzipierst daher den gesamten Workshop neu und passt dann die Materialien an.

Kurzfristige Lösungen und ihre Grenzen

Keine Frage – manchmal kann es ausreichend sein, an der Oberfläche etwas zu verändern und damit hat sich die Sache erledigt. Vielleicht waren tatsächlich nur die Arbeitsmaterialien nicht klar genug und eine Veränderung dieser bringt auch mehr Klarheit für deine Teilnehmer:innen.

In meiner Arbeit als Coach sehe ich jedoch, dass oberflächliche Veränderung eben nur an der Oberfläche bleibt und selten den eigentlichen Kern des Übels angreift.

Zwischen Aktivität und Passivität

Ich hatte eine Kundin, die darüber klagt, nicht konsequent genug in ihrer Arbeit zu sein. Es gab Phasen, in der sie sehr aktiv war – da war sie sehr produktiv und es kamen genug Kund:innen. Diese aktiven Zeiten wechselten sich jedoch mit sehr passiven ab. Da bastelte sie an ihrer Webseite, verbrachte viel Zeit damit, durch ihre Social-Media-Kanäle zu scrollen oder machte eine neue Ausbildung.

In dieser Zeit verschlechterte sich die Auftragslage, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie wieder „erwachte“ und erkannte, dass sie etwas für die Kundengewinnung tun sollte.

Diese Phasen des Aufs- und Abs setzten ihr sehr zu. Sie wäre gerne gleichbleibender in ihren Aktivitäten und suchte nach Lösungen, wie sie besser „dran“ bleiben könne.

Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen, sondern mit den Augen die Tür zu finden.

Werner von Siemens

Unterschiedliche Ansätze im Coaching

Schauen wir uns nun an, wie sich verschiedene Herangehensweisen im Coaching – ob Veränderung oder Transformation angestrebt wird – auswirken.

Wenn wir eine Veränderung anstreben, tendieren wir wahrscheinlich dazu, an Zeit- oder Selbstmanagement zu arbeiten.

Es besteht die Möglichkeit, diverse Techniken, Tools und Methoden wie die Pomodoro-Technik, das Eisenhower-Prinzip oder die Eat-the-Frog-Methode auszuprobieren.

Durch die Anwendung dieser Techniken und Methoden erhoffen wir uns eine Verhaltensänderung, beispielsweise mehr Konsequenz und Disziplin.

Solche Ansätze können wirksam sein und tatsächlich eine Verbesserung des Auf-und-Abs-Zustandes zur Folge haben. Viel öfter jedoch liegt die Ursache ganz woanders.

Auf der Suche nach den Wurzeln

Wie würden wir bei einer Transformation arbeiten?

Arbeiten wir transformativ, dann schauen wir uns die Gründe an, warum du diese unterschiedlichen Phasen überhaupt hast.

Ein Grund könnte sein, dass deine Aufs und Abs deine ganz natürlichen Zyklen sind. So wie die Natur aktive und passive Phasen hat, haben auch wir Menschen diese. Es ist ein absoluter Trugschluss, davon auszugehen, dass wir 24/7 aktiv und voller Power sein können.

Dein Körper signalisiert dir in diesem Fall eindeutig, dass nach sehr aktiven Zeiten Ruhephasen notwendig sind. Dies äußert sich möglicherweise darin, dass du Tätigkeiten bevorzugst, die weniger Energie erfordern.

Ein weiterer Grund könnte sein, dass eine Angst in dir aufkommt, wenn du sehr aktiv bist. Zum Beispiel die Sorge, nicht genügend Zeit für eine große Anzahl von Kund:innen zu haben, insbesondere wenn du noch einen anderen Job hast oder eine Familie versorgst.

Oder die Furcht davor, in ein Burn-out zu schlittern, wenn du weiterhin auf diesem hohen Niveau arbeitest. Möglicherweise hast du so eine Erfahrung bereits gemacht und dein System möchte dich davor schützen.

Äußere Veränderungen vs. Innere Transformation

Kannst du den Unterschied zwischen diesen beiden Ansätzen erkennen?

Während ein Veränderungsprozess sich auf das Verhalten konzentriert, zielt eine Transformation darauf ab, die Ursachen dieses Verhaltens zu verstehen.

Während Veränderungen äußere Umstände modifizieren möchten (neuer Job, neue Arbeitsweise, neue Beziehungen), geht eine Transformation tiefer. Sie fokussiert auf innere Wandlungen wie neue Perspektiven, Erkenntnisse und Denkweisen.

Warum ist das wichtig für dich?

Es ist verlockend, schnell nach einem Werkzeug oder einer Technik zu greifen. Wir machen eine Selbst-Diagnose „ich bin zu inkonsequent, zu undiszipliniert, bleibe nicht dran“.

Dann googeln wir mal schnell und finden ein paar Tipps: Setze realistische Ziele. Etabliere Routinen. Steh früh auf. Dusche jeden Tag kalt ab (das soll abhärten).

Aber mal ganz ehrlich: Klingt all dies für dich einladend? Mich persönlich schrecken solche Ratschläge eher ab.

Zudem können die Tipps widersprüchlich sein: Führe kleine Bestrafungen ein, da Belohnungen die Disziplin beeinträchtigen könnten 😱. Anderswo heißt es: Lob dich selbst, auch für kleine Erfolge.

Also, was nun?

Abgesehen davon, dass die Tipps, Tricks und Methoden oft in verschiedene Richtungen zeigen, haben sie auch noch einen anderen Effekt.

Wenn es dir trotz deiner Bemühungen und Willenskraft nicht gelingt, dein Verhalten zu ändern, kann dies häufig zu Frustration führen. Gefolgt von Selbstzweifel.

Warum schaffen es alle anderen, nur ich nicht?
Ich bin nicht für … geeignet!
Ich bin ein hoffnungsloser Fall.

Aber das stimmt alles nicht!

Denn jedes Verhalten hat einen bestimmten Grund. Dieser Grund ist jedoch nicht: Du bist inkonsequent oder undiszipliniert.

Sondern: Betrachtest du dein Verhalten aus einem anderen Blickwinkel, ergibt es durchaus Sinn.

Was du tun kannst: Verändere die Perspektive

Wenn du mit einem Verhalten von dir nicht einverstanden bist, dann ist es im ersten Schritt hilfreich, die Perspektive zu wechseln. Tiefer zu graben und versuchen zu verstehen, warum wir tun, was wir tun.

Dabei können dir folgende Fragen helfen:

  • Welche positiven Auswirkungen könnte dein Verhalten haben?
    Mache dir eine Liste von all den Resultaten, die du aufgrund deines (ungewünschten) Verhaltens erzielst: z. B.

    • Du vermeidest ein Burnout.
    • Du hast in den passiven Phasen mehr Zeit für dich, deine Familie, Freunde.
    • Du beitreibst in diesen Zeiten mehr Sport, hältst dich mehr in der Natur auf.
    • Du liest mehr Bücher, bildest dich weiter.
    • Was ist es bei dir?

Diese Frage zielt darauf ab, zu erkennen, welchen Sinn dein Verhalten haben könnte. Oft fokussieren wir uns nur auf das, was „nicht ist“, anstatt zu erkennen, was „ist“, diese Reflexion ermöglicht es dir, das umzukehren.

  • Welche (falschen) Vorstellungen hast du bzw. welcher unsichtbaren Karotte rennst du nach?
    Denkst du dir z. B.: Wenn ich konsequenter wäre, dann hätte ich mehr Kund:innen.
    Wenn du … wärst/tätest, dann …
    Das ist eine sehr typische Gedanken-Falle in die wir gerne tappen.
    Daher frage dich:
    • Stimmt dieser Gedankengang wirklich?
    • Oder gäbe es noch andere Möglichkeiten, an mehr Kund:innen zu gelangen?

Diese Frage soll dir dabei helfen, Ursache-Wirkungs-Muster zu erkennen, die es so in der Realität möglicherweise gar nicht gibt.

  • Welche negativen Auswirkungen könnte es haben, wenn du dein Verhalten tatsächlich umstellst?
    Wenn du also wirklich ab sofort unglaublich konsequent und diszipliniert wärst, welche Folgen könnte das haben?

    • Würde dir die Arbeit dann noch genauso viel Freude machen?
    • Müsstest du auf etwas verzichten?
    • Welchen Preis müsstest du dafür bezahlen?

Diese Fragen können versteckte Ängste und Sorgen aufdecken, die dir dabei helfen zu erkennen, warum du ein bestimmtes Verhalten an den Tag legst. Und sie können dir zeigen, dass es vielleicht absolut okay und legitim ist, so zu sein, wie du bist, und das zu tun, was du tust.

Transformation = Entdeckung des eigenen Wertes

Von allen Seiten werden wir damit bombardiert, dass wir anders oder besser werden sollten. Wir schauen auf uns und denken: So wie ich bin, passt es nicht.

Also begeben wir uns auf einen Veränderungs-Trip.

Transformation hingegen geht in eine völlig andere Richtung. Sie zielt nicht darauf ab, dich zu verändern, sondern sie möchte dir verdeutlichen, dass du so, wie du bist, absolut in Ordnung bist.

Wie eine Kundin es einmal sehr treffend ausgedrückt hat: „Lange Zeit habe ich mich „falsch“ gefühlt. Jetzt weiß ich, dass ich mich nur selbst die ganze Zeit schlechtgemacht habe und eigentlich alles ok ist. Und dass ich ok bin.“

Diese Kundin hat nichts verändert. Weder an sich noch an ihrem Verhalten. Sie gewann lediglich ein paar neue Erkenntnisse und frische Gedanken, und schon sah die Welt für sie ganz anders aus.

Das ist Transformation.

Alles Liebe

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