In der Ruhe liegt die Lösung

In meiner Schulzeit lernte ich Italienisch. Nicht intensiv genug, um die Sprache fließend zu sprechen, aber ausreichend, um ihren Klang und ihre Schönheit zu lieben. Eine Phrase, die mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist „l’arte d’arrangiarsi“ – die Kunst, aus Nichts Etwas zu erschaffen. Diese Idee fasziniert mich bis heute, denn sie beschreibt so gut den kreativen Prozess, den wir alle durchlaufen, wenn wir etwas Neues in die Welt bringen.

Ob im Alltag oder im Business, die Reise beginnt oft bei Null. Manchmal haben wir nicht einmal eine Idee – und selbst das ist bereits etwas. Denn auch eine Idee ist ein Gedanke, und Gedanken können zu großen Projekten führen. Doch was ist, wenn wir noch nicht mal diesen Gedanken haben? Was, wenn da einfach nur Leere ist?

Diese Leere, oder besser gesagt, dieses „Nichts“, ist in Wirklichkeit reines Potenzial. Es ist der Raum, aus dem alles entstehen kann – und das macht es so wertvoll. Aus dieser Leere können die besten Ideen, Produkte und Lösungen hervorgehen. Sie bietet uns unendliche Möglichkeiten. Doch wie gelingt uns das, von diesem „Nichts“ zu etwas Wertvollem zu kommen?

Kreativität entsteht aus Stille

Diese Leere, in der etwas Neues entstehen kann, ist für uns Menschen die Stille. Doch Stille bedeutet nicht, dass wir uns von der Außenwelt abschotten müssen. Es geht vielmehr darum, uns nicht von den lauten Gedanken im Kopf gefangen nehmen zu lassen.

Wir alle kennen Momente, in denen wir plötzlich einen kreativen Einfall haben – vielleicht unter der Dusche oder bei einem Spaziergang in der Natur. Doch es hat nichts mit der Dusche oder der Natur zu tun, sondern damit, dass wir in diesen Momenten unsere Aufmerksamkeit weg von den Gedanken hin zum Hier und Jetzt lenken. Genau dann, wenn der Kopf frei wird, entstehen neue Ideen.

Stille ist also kein Rückzug von der Welt, sondern ein Zustand, in dem wir die Gedanken loslassen und einfach nur präsent sind. Diesen Zustand können wir überall praktizieren, auch mitten im hektischen Alltag.

Ein Ort, an dem Worte überflüssig werden: Meine Tage im Kloster

Vor einigen Jahren habe ich ein paar Tage der Stille in einem buddhistischen Kloster verbracht. Es war eine ungewohnte, ja fast beängstigende Erfahrung, denn es gab keinerlei Kommunikation – weder sprechen noch lesen, keine Ablenkung. Auch mit den anderen Teilnehmer:innen gab es keine Kommunikation. Kein Nicken mit dem Kopf beim Vorbeigehen, kein Augenkontakt.

Am Anfang war es sehr schwierig, mich darauf einzulassen. Es fühlte sich für mich unhöflich an. Sind wir es doch so gewohnt, sobald wir jemandem begegnen, irgendeine Art von Kommunikation, ein „Hey, ich sehe dich“, zu machen.

Ich stellte auch fest, wie unglaublich laut es in meinem Kopf ist. Ständig quatscht etwas in mir, gibt Kommentare ab, bewertet mich, die Umgebung oder die anderen Teilnehmer:innen.

Doch am dritten Tag wurde es plötzlich still in mir. Die lauten Gedanken waren mit einem Mal verschwunden, und ein Raum tauchte auf, von dem ich gar nicht wusste, dass er in mir existiert.

Dort war es friedlich, ruhig, schön. Keine Zweifel, Ängste oder Sorgen. Vielleicht hast du diesen „stillen Raum“ in dir schon mal im Urlaub betreten, als alles um dich herum schön und friedlich war. Oder wenn du mit einem deiner Liebsten zusammen warst und einfach nur dieses Zusammensein genossen hast.

Genau diese Stille, diese Ruhe in uns, brauchen wir, um mit uns selbst – unserer wahren Natur – in Verbindung zu treten. Nur so können wir den Raum der Kreativität und des Neuen betreten.

Wenn der Lärm verstummt, öffnet sich ein Raum, in dem wir uns selbst begegnen.

Die Verbindung zwischen innerer Ruhe und Kreativität

In dieser tiefen Stille begann ich zu verstehen, wie sehr uns unsere Gedanken oft im Weg stehen, wenn es darum geht, kreativ zu sein. Ohne den ständigen Lärm im Kopf entsteht plötzlich Raum – Raum für neue Ideen, für Klarheit, für Lösungen, die uns im hektischen Alltag verborgen bleiben. In diesem Zustand der Ruhe erkannte ich, was wirklich wichtig ist und was mich bisher blockiert hatte.

Genau in solchen Momenten wird uns bewusst, dass Kreativität nicht erzwungen werden kann. Sie entsteht in uns, wenn wir loslassen und den Kopf frei machen. Der innere Lärm weicht einer Klarheit, die uns erlaubt, neue Wege zu entdecken.

Was wir von Kindern über Fehler lernen können

Der Prozess, etwas aus Nichts zu erschaffen, ist uns allen angeboren. Kreativität bedeutet nicht nur, künstlerische Werke zu schaffen. Es bedeutet, neue Lösungen zu finden, Ideen zu entwickeln und Wege zu gehen, die vorher nicht sichtbar waren. Kleine Kinder sind Meister darin. Sie sehen in den einfachsten Dingen unendliche Möglichkeiten. Sie hinterfragen nicht, ob etwas „richtig“ oder „falsch“ ist, sondern lassen ihrer Fantasie freien Lauf. Mit zunehmendem Alter verlernen wir diese Fähigkeit oft, weil uns beigebracht wird, Fehler zu vermeiden und uns an feste Strukturen zu halten.

Doch Kreativität bedeutet auch, Fehler zu machen. Denn nur durch Ausprobieren, Scheitern und Neuanfangen entstehen neue Wege und Lösungen. Wenn wir uns erlauben, Fehler als notwendigen Teil des Lernens zu sehen, dann wird das „Nichts“ zu einem Raum voller Potenzial.

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Leere als Voraussetzung für Wachstum

Die Leere ist also kein Mangel, sondern eine Voraussetzung dafür, dass etwas Neues entstehen kann. Wenn unser Kopf voll ist – voll mit To-Do-Listen, Terminen, Sorgen und Grübeleien – dann ist kein Raum für neue Ideen. Es ist wie mit einer Tasse Tee: Wenn sie schon voll ist, kannst du nichts Neues hineingeben. Genauso brauchen auch wir Raum, um frische Gedanken zuzulassen.

Denk an die Momente, in denen du die besten Ideen hast. Oft sind das die Zeiten, in denen du nicht aktiv nachdenkst – zum Beispiel unter der Dusche oder beim Spaziergang. Dein Kopf ist dann frei, und plötzlich kommen die Lösungen ganz von selbst. Diese Leere, diese Stille, ist der wichtigste Zustand, in dem etwas entstehen kann.

Wie du die Stille in deinen Alltag integrierst

Es ist nicht immer leicht, Stille und kreative Phasen in den hektischen Alltag zu integrieren. Doch mit etwas Übung wird es zur wertvollen Gewohnheit, die deine Kreativität und Produktivität fördert. Hier sind drei Schritte, die dir helfen können, die Stille bewusst zu nutzen:

1. Gewöhne dich an die Stille in deinem Kopf

Unser Verstand ist daran gewöhnt, ständig in Bewegung zu sein. Wenn wir nicht aktiv an einer Aufgabe arbeiten, geht er To-Do-Listen durch oder erinnert uns daran, was wir falsch gemacht oder besser hätten tun können.

Es braucht Zeit, den Verstand daran zu gewöhnen, sich die nötige Ruhe zu gönnen. Am Anfang können es nur 5 Minuten sein, bevor der innere Kritiker schreit: „Das kannst du dir nicht leisten, du hast noch zu viel zu tun!“ Doch mit der Zeit kannst du diese Phasen verlängern. Beim nächsten Mal vielleicht 10 Minuten und so weiter.

Mit der Übung lernt dein Verstand, dass du auch ohne sein ständiges Dazwischen-Plappern effektiver und schneller arbeiten kannst. Diese stille Zeit schafft den Raum, den du brauchst, um produktiv zu sein und frische Ideen zu entwickeln.

2. Erlaube dir „Kreativ-Zeiten“

Es kann hilfreich sein, dir bewusst Zeiten einzuplanen, in denen du nichts erwartest, außer dass du dir Raum für Kreativität schaffst. Diese Zeiten müssen nicht mit einem konkreten Ziel verbunden sein. Es geht nicht darum, dann kreativ zu sein, wenn du dringend eine neue Idee brauchst. Stattdessen nimm dir regelmäßig Pausen, um einfach zu sehen, was in dir steckt und was entstehen möchte.

Stell dir diese Phasen als kleinen Freiraum vor, in dem alles möglich ist. Vielleicht entsteht etwas ganz Neues, vielleicht aber auch nicht – und das ist vollkommen in Ordnung. Es geht darum, diese „Kreativ-Zeiten“ zu kultivieren, sodass du immer wieder Zugang zu deinem inneren Potenzial findest.

3. Trau dich zu sagen: „Das weiß ich nicht“

Wir sind damit aufgewachsen, dass Nicht-Wissen etwas Negatives ist. In der Schule brachte Nicht-Wissen schlechte Noten, während Wissen belohnt wurde. Doch als Erwachsene blockiert uns diese Einstellung oft mehr, als sie uns hilft.

Erlaube dir, nicht alles wissen zu müssen. Wenn du dir eingestehst, dass du eine Frage nicht beantworten kannst oder nicht weißt, was der nächste Schritt ist, öffnest du den Raum für unendliches Potenzial und für deine Neugier. Indem du dir diesen Raum erlaubst, wirst du erstaunt sein, welche „Nuggets“ – kleine Schätze an Ideen oder Einsichten – plötzlich auftauchen.

Es ist die Stille, die uns den Mut gibt, nichts zu wissen – und in diesem Nicht-Wissen Raum für Neues zu schaffen.

Fazit: Die Kraft der inneren Ruhe nutzen

Die Reise von Nichts zu Etwas beginnt nicht mit dem ständigen Drang, Lösungen zu erzwingen. Sie beginnt dort, wo wir innehalten, loslassen und den Raum schaffen, den unser Geist für neue Ideen und Klarheit benötigt. Diese innere Ruhe ist kein Rückzug, sondern eine Einladung, sich selbst zu begegnen und auf das zu hören, was tief in uns schlummert.

Ob im Alltag oder im Business – wenn wir lernen, die Stille in uns zuzulassen, öffnen wir die Tür zu unendlichen Möglichkeiten. Es geht nicht darum, immer zu wissen, was der nächste Schritt ist, sondern darum, den Mut zu haben, im Nicht-Wissen zu verweilen und darauf zu vertrauen, dass die besten Lösungen oft dann auftauchen, wenn wir sie am wenigsten erzwingen.

Nutze die Momente der Ruhe in deinem Tag. Lass die lauten Gedanken los und schaffe Raum für das, was wirklich wichtig ist. In diesem Raum findest du Klarheit, neue Ideen und Wege, die vorher unsichtbar waren.

Wann hast du das letzte Mal die Stille genutzt, um eine neue Lösung zu finden? Nimm dir heute einen Moment Zeit und entdecke, was alles verborgen in dir steckt.

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Ich freue mich, dich auf deinem Weg zu mehr Klarheit und Leichtigkeit zu begleiten.

Alles Liebe,
Silvia

2 Comments

  1. Katja 27. Feber 2022 at 9:24 - Reply

    Danke liebe Silvia, das sind so schöne und wichtige Hinweise, die du da in die Welt gibst!
    Die Geschichte mit dem Tee hatte ich schon fast vergessen. Sie ist soooo sinnbildlich für unsere Gesellschaft als Dichter und Denker.
    Und dann wundern wir uns, wenn uns oft nichts mehr einfällt, weil wir so vollgestopft sind, dass uns nix mehr im wahrsten Sinne des Wortes EINFALLEN kann.
    Liebe Grüße, Katja

    • Silvia Chytil, M.Sc. 27. Feber 2022 at 9:45 - Reply

      Liebe Katja,
      danke für deinen Kommentar!

      Ja, es ist wirklich faszinierend, was wir treiben 😀. Vor allem, wir machen uns so „voll“ und haben doch immer das Gefühl des Mangels. Und, wenn wir Leere zulassen, zeigt sich plötzlich die ganze Fülle 🧡.

      Alles Liebe
      Silvia

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